Ob Tupperware, Avon oder Vorwerk – jeder wurde schon einmal mit dem Multi Level Marketing-Konzept konfrontiert. Das sogenannte MLM-Konzept klingt keineswegs schlecht – im Gegenteil. Die Ausbildung spielt keine Rolle, man ist sein eigener Chef, erhält ein passives Einkommen und kann noch immer dem geregelten Job nachgehen. Doch es gibt nicht nur MLM-Fans – es gibt auch zahlreiche Kritiker, die von einem Pyramidensystem sprechen. Doch wie gefährlich ist das Multi Level Marketing-Konzept tatsächlich?

Das Multi Level Marketing-Konzept

Multi Level Marketing ist eine besondere Form des Direktvertriebs. Ob Strukturvertrieb (Strukurvertrieb) oder Network Marketing – auch wenn die Bezeichnungen variieren, so bleiben die Abläufe ident. Beim klassischen Direktvertrieb wird darauf geachtet, dass dem Endkunden Produkte verkauft werden. Das Multi Level Marketing-Konzept verfolgt aber andere Wege: Am Ende sollen nicht nur Produkte verkauft werden – der Endkunde soll motiviert werden und weitere Mitglieder werben bzw. Partnerschaften abschließen, damit er an den Umsätzen mitverdient. Ein Schema, das sich beliebig nach unten erweitern lässt. Somit ist es keine Überraschung, dass auch gerne vom MLM Pyramidensystem gesprochen wird.
Firmen, die das Multi Level Marketing-Konzept verfolgen, stellen zu Beginn ein Starterpaket mit den wichtigsten Produkten zur Verfügung. In weiterer Folge sollen die Produkte verkauft werden – vorzugsweise in den eigenen vier Wänden des Kunden. Dabei spricht man gerne von „Partys“ oder „Präsentationen“ – der „Gastgeber“ (Endkunde) soll dafür sorgen, dass mehrere Leute dabei sind, sodass der Umsatz steigt. Des Weiteren stehen dem Berater (Verkäufer) auch mehrere potentielle Mitglieder zur Verfügung. So präsentiert der Berater/Verkäufer nicht nur die Ware – er wirbt auch, ganz nebenbei, für das Unternehmen, die Möglichkeit eines Zweiteinkommens und schildert die vielen Vorteile. Entscheidet sich einer der Anwesenden für das Modell, so hat der Berater/Verkäufer einen Partner an seiner Seite. Der Berater/Verkäufer profitiert automatisch vom Umsatz seines Partners. Der neue Partner benötigt in weiterer Folge auch wieder einen Partner, sodass dieser von weiteren Umsätzen profitiert. Ein klassisches Pyramidensystem.
Ob Tupperware, Avon oder Vorwerk – es gibt zahlreiche Firmen, die das MLM-Konzept verfolgen und auch kein Geheimnis daraus machen. So können die Produkte nur über „Veranstaltungen“ oder „Partys“ erworben werden. Zudem dürfen sich die potentiellen Käufer über Rabatte und günstigere Preise freuen – jedoch nur, wenn sie noch am selben Tag bestellen oder direkt Mitglied werden. Die Kunden werden also unter Druck gesetzt oder gedrängt, damit der Berater/Verkäufer den Umsatz in die Höhe treibt und am Ende eine Provisionszahlung erhält. Doch nicht nur der Berater/Verkäufer bekommt Geld – auch die Person, die den Berater geworben hat, darf sich über eine Provisionszahlung freuen.

Die Vor- und Nachteile des Konzepts

Das Konzept hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Doch wie gefährlich ist das MLM Pyramidensystem tatsächlich? Ist ein Strukturvertrieb (Strukurvertrieb) überhaupt legal und warum gibt es noch immer derart viele Menschen, die mit großen Gewinnen spekulieren?

Was spricht für das Multi Level Marketing?

Die Investitionen sind natürlich gering. Wer sich für Multi Level Marketing entscheidet, muss keine großen Summen investieren. Natürlich gibt es – je nach Firma – Unterschiede. So können zwei- oder auch geringe vierstellige Bereiche notwendig werden, damit das Starterpaket ausgehändigt wird. Die Kosten sind, verglichen mit einer klassischen Geschäftseröffnung, extrem gering.
Zudem kann die Tätigkeit auch nebenberuflich ausgeübt werden. Es muss also keinesfalls der Hauptjob aufgegeben werden, wenn man Teil einer Firma wird, die das Multi Level Marketing-Konzept verfolgt. So bleibt am Ende genügend Zeit um zu entscheiden, ob der Nebenjob zur Berufung wird oder mitunter eine Nebenbeschäftigung bleibt.
Des Weiteren hat jeder Mensch ein Netzwerk aus Freunden und Bekannten. Diesen Personen können die Produkte bereits angeboten werden. Zudem können Freunde besser als Fremde geworben werden. Man muss also nicht auf neue und fremde Kunden hoffen, sondern kann sich auch an sein Umfeld wenden.
Wer erfolgreich ist und um die 200 bis 400 Vertriebspartner „unter sich“ hat, kann – im Jahr – sechsstellige Bruttobeträge erzielen. Natürlich werden derartige Summen gerne als Beispiel herangezogen. Realistisch ist ein derartig hoher Verdienst aber nicht. Am Ende darf sich der Berater/Verkäufer freuen, wenn er auf einen vierstelligen Betrag kommt – im Jahr!

Die Schattenseiten des Konzepts

Viele Berater/Verkäufer unterschätzen den Zeitaufwand. Auch wenn zu Beginn von einer Nebenbeschäftigung die Rede ist, so ist der Zeitaufwand jedoch enorm. Vor allem dann, wenn der Berater/Verkäufer erfolgreich werden will. Die Versprechen, dass pro Tag nur ein bis zwei Stunden notwendig sind, können am Ende nicht gehalten werden – wer Geld verdienen möchte, der muss deutlich mehr Stunden investieren. Zudem werden viele Berater/Verkäufer auch feststellen müssen, dass ein Strukturvertrieb (Strukurvertrieb) nicht genügt. Erst dann, wenn man mindestens für zwei oder drei Vertriebe tätig ist, kann am Ende ein durchaus passables Einkommen lukriert werden. Zwei Stunden pro Betrieb sind tagtäglich rund vier bis sechs Stunden Arbeit. Somit wird der Nebenjob schnell zum Hauptberuf – der Zeitfaktor ist für viele Anfänger dann auch der Grund, warum sie dem Direktvertrieb den Rücken kehren.
Natürlich ist der Vorteil, dass die Bekannten und Freunde die neuen Kunden und Partner werden können, auch ein Nachteil. Wer möchte schon seine Freunde kontaktieren und Produkte verkaufen oder überzeugen, dass sie ein Teil des Systems werden? Viele Freunde fühlen sich ausgenützt, belästigt – im schlimmsten Fall kommt es sogar zur Beendigung der Freundschaft.
Des Weiteren fehlen vielen Anfängern auch die notwendigen Fachkenntnisse, wenn sie sich für das Multi Level Marketing-Konzept entscheiden. Doch es sind nicht nur fehlende kaufmännische Kenntnisse – vielen Beratern/Verkäufern fehlt zudem auch noch das notwendige Verkaufstalent.
Multi Level Marketing kämpft auch mit einem extrem schlechten Ruf. Das liegt an der Tatsache, dass es sich einerseits um klassische Pyramidensysteme handelt, andererseits viele Unternehmen mit fragwürdigen Werbungen punkten wollen. Es sind auch immer wieder die (unrealistischen) Versprechen der Berater, die dafür sorgen, dass die MLM-Vertriebe als unseriös wahrgenommen werden.

Das Fazit

Ist es wirklich unmöglich, dass der Berater/Verkäufer mit MLM erfolgreich wird? Nein. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine gesicherte Existenz aufgebaut werden kann, extrem gering. Der Berater/Verkäufer muss sich – wie etwa beim Franchising – an festgelegte Richtlinien halten; für kreative Prozesse bleibt nur wenig Platz. Zudem sind viele Vertriebe derart aufgebaut, dass den Beratern/Verkäufern auch der Einblick fehlt, wie viele Menschen tatsächlich schon aktiv sind und hinter dem neuen Partner stehen. Am Ende muss der Berater/Verkäufer extrem viel Zeit investieren und zudem auch noch ein Verkaufstalent sein, damit er auch tatsächlich erfolgreich wird.